Über den Wolken: smartXcare 2025
Die smartXcare 2025 hebt ab und diskutiert über neue Freiheiten im digitalen Gesundheitswesen
3 Min. Lesezeit
nursIT Redaktion
22. September 2025 10:10:22 MESZ
Düsseldorf, 10. September 2025 – Wie kann das digitale Krankenhaus Realität werden – und was braucht es, damit digitale Pflege endlich in der Praxis ankommt? Genau darum ging es heute bei der smartXcare 2025, zu der die beiden Geschäftsführer von nursIT Institute, Stoyan Halkaliev und Heiko Mania, ins Konferenzzentrum des Düsseldorfer Flughafens eingeladen hatten.
Unter dem Motto „Über den Wolken“ diskutierten führende Köpfe aus Kliniken, Unternehmen und Institutionen über neue Spielräume, mutige Strategien – und die Technologien, die eine moderne Versorgung möglich machen.
Zahlreiche Expertinnen und Experten haben am Mittwoch auf Einladung von nursIT Institut am Düsseldorfer Flughafen über die Zukunft der Medizin in digitalen Zeitalter diskutiert. Schirmherr Prof. Heinz Lohmann, renommierter Vordenker im Klinikmanagement, betonte in seiner Keynote den fundamentalen Wandel der Medizin: „Medizin ist im Umbruch. Sie erreicht immer mehr Menschen, wird ambulanter, individueller, minimalinvasiver. Dafür brauchen wir digitale Strukturen, die nicht nur dokumentieren, sondern die Grundlage für neue, kollektive Erfahrungen schaffen.“
Lohmann zog Parallelen zum Einzelhandel: „So wie Kaufhäuser einst von Einkaufszentren und später vom Online-Shopping von zu Hause aus verdrängt wurden, wird sich auch die Krankenhauslandschaft verändern. Die Zukunft liegt in intersektoralen Zentren und in der Behandlung zu Hause. Dafür brauchen wir digitale Plattformen, die Patientinnen und Patienten befähigen, selbst Entscheidungen zu treffen.“
Im Mittelpunkt der smartXcare 2025 standen konkrete Anwendungsfälle, die zeigten, wie digitale Technologien Versorgungslücken schließen und Abläufe schon heute spürbar verbessern.
Matthias Klimkait (Klinikum Leverkusen) berichtete offen von den Herausforderungen bei der gleichzeitigen Integration mehrerer Systeme im Zuge des KHZG: „Man wollte manchmal schreiend weglaufen.“ Am Ende aber habe sich die Mühe gelohnt: „Alle haben gesehen, wie viele Vorteile es bringt, wenn die Systeme endlich interoperabel arbeiten. Bei uns sind inzwischen die meisten begeistert.“
Mit FHIR®-basierten „best of breed“-Applikationen wird genau das möglich: Arbeitsabläufe im klinischen Alltag lassen sich nicht nur vereinfachen und optimieren, sondern auch flexibel weiterentwickeln – ein entscheidender Schritt hin zu mehr Effizienz und Qualität in Pflege und Behandlung. In der Diskussion mit Vertreter:innen von Roche Diagnostics, SteadySense, Alphatron Medical und nextOR herrschte Einigkeit: Mehr Information durch bessere Technologie bedeuten bessere Entscheidungen.
Lennart Janzen und Lars Drüke-Thiele (Tiplu GmbH) zeigten am Beispiel von MAIA, der KI-basierten Software zur Entscheidungsunterstützung und Risikoprädiktion: „Wir brauchen weniger Bauchentscheidungen und mehr Fakten. Die Daten sind da – aber oft nicht nutzbar, weil die Systeme nicht miteinander kommunizieren.“ Erklärt Lars Drüke-Thiele.
Praxisberichte von der Universitätsmedizin Essen, der Stiftung Krankenhaus Bethanien Moers und der PIPRA AG machten deutlich, wie Clinical Decision Support Systeme (CDSS) die Versorgungsqualität steigern und neue KI-gestützte Prognosemodelle ermöglichen. Zugleich wurde auf die hohen Markteintrittshürden in Deutschland und die fehlende staatliche Förderung hingewiesen. Dabei könnten schon heute vorhandene Routinedaten – richtig verknüpft und genutzt – helfen, Risiken vorherzusagen und zu reduzieren. So ließe sich etwa auch das Delir besser vermeiden: In rund 43 Prozent der Fälle wäre es präventiv abwendbar, wenn Tools wie PIPRA das Risiko frühzeitig identifizieren.
Christian Ernst (Spital Zollikerberg, Schweiz) präsentierte seine Erfahrung mit der Implementierung des Hospital@Homes. Die Bilanz: höhere Patientenzufriedenheit, niedrigere Kosten, geringere Rückverlegungsquote und neue Motivation für Pflegekräfte. „Hospital@Home ist nicht nur effizienter, sondern auch patientenzentrierter.“ berichtet Ernst. „Was anfangs auf Ablehnung stieß, ist heute ein Erfolgsmodell mit Fanclub.“
In der Podiumsdiskussion wurde deutlich, wie groß das Potential auch für Deutschland ist. Expert:innen von BARMER, Hospital at Home Deutschland e.V. und vitagroup AG tauschten sich über Kostensenkungen, über bessere Patientenerlebnisse bis hin zur 3/10
Rückgewinnung von Fachkräften. Pflegeberufe könnten wieder attraktiver werden und wirtschaftliche Vorteile gäbe es zudem auch. Georgina Krüger (Hospital at Home Deutschland e.V.) sprach von einem notwendigen Umdenken: „Viele Patientinnen und Patienten wollten gar nicht ins Krankenhaus, manche zögen sogar vor, zu Hause zu sterben. Diesen Menschen können wir jetzt helfen. Die Zeit ist gekommen, festgefahrene Strukturen aufzubrechen.“
Heiko Mania erinnerte daran, dass digitale Innovationen im Klinikalltag zu Beginn oft belächelt wurden. Heute zeigt sich ein anderes Bild: Politisch getrieben und lange Zeit kein echter Innovationsmarkt, entwickelt sich das Feld nun dynamisch weiter – so sind derzeit 9.995 Betten mit CareIT versorgt. Für die Zukunft skizzierte Mania eine klare Roadmap: Mit Modulen wie GerIT für die Geriatrie, CareIT PIC inkl. NIC für Intensiv- und Neonatalversorgung in Zusammenarbeit mit Dräger, sowie KI-gestützten Lösungen wie der Pflegeassistenz, entstehen weitere konkrete Anwendungsfelder. Gleichzeitig müssen Patient:innen stärker Verantwortung übernehmen können und ihnen müssen mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Hospital@Home, neue Dokumentationsanforderungen unterstreichen den Bedarf. CareIT wird als zertifiziertes Medizinprodukt weiterentwickelt, während die sogenannten Powertools von nursIT anderen Einrichtungen die Möglichkeit geben, FHIR-Technologie flexibel zu nutzen.
Neben Vorträgen und Panels bot ein Innovationsrundgang Einblicke in digitale Lösungen wie das Smart-Ward-Ecosystem. Am Nachmittag lud ein Workshop zu „KI in der Pflege“ dazu ein, Szenarien für den praktischen Einsatz künstlicher Intelligenz zu durchdenken.
Mit der smartXcare hat nursIT Institute eine Bühne geschaffen, die praxisnahe Innovationen im Gesundheitswesen sichtbar macht. Digitalisierung wird längst nicht mehr als ferne Vision verstanden, sondern als zentrale Voraussetzung für eine moderne, patientenzentrierte Versorgung. Der Austausch der Teilnehmenden war bereichernd und inspirierend, getragen von Dynamik, Tatendrang und Offenheit für Neues.
Zum Abschluss brachte Moderator Carsten Schmid die Stimmung auf den Punkt: „Wir haben uns in Deutschland auf den Weg gemacht. Wir haben das Konzept, wir haben den Drive – und wir haben Krankenhäuser und Krankenkassen an unserer Seite.“ Mit diesem Rückenwind blickt die Community bereits auf die nächsten Schritte: smartXcare wird auch künftig den Raum bieten, innovative Ansätze zu teilen, voneinander zu lernen und gemeinsam die digitale Transformation im Gesundheitswesen voranzubringen.
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